Freitag, 21. März 2014

Muslime in Südafrika

Südafrika ist aufgrund seiner Geschichte von Rasse und Kultur bestimmt.
Das Apartheid-Regime der Vergangenheit klassifizierte Südafrikaner in vier Gruppen oder Rassen: Schwarze, Weiße, Inder und Farbige (Menschen gemischter Rasse). Jede Gruppe war ihr eigenes Wohngebiet zugeteilt und eine Vermischung war verboten.

Damals und selbst heute zählt die Mehrheit der Muslime zu den Nicht-Weißen. Im östlichen Teil des Landes waren die Muslime, die sich dort ansiedelten, hauptsächlich aus Indien und im westlichen Teil sind die Muslime, Nachkommen mit einem Mix aus indischen, indonesischen, malaysischen und afrikanischen Wurzeln. Die ersten Muslime erreichten das Kapp als

Sklaven der Niederländer im Jahr 1658. Sie erbauten die erste Moschee, „Awul Masjid“, die auch heute noch in Gebrauch ist. Während die Apartheid-Regierung streng christlich war, hinderten sie andere Gruppen nicht an der Ausübung ihrer Religion. Daher waren Muslime imstande, Moscheen zu errichten und den Gebetsruf öffentlich auszurufen. 

Die Jumma Moschee in Durban
   
Nach dem Ende der institutionalisierten Apartheid 1994 waren die Menschen nun frei zu wählen, wo sie leben möchten. Viele Muslime entschieden sich, in Gebieten zu leben, die ehemals nur für Weiße bestimmt waren, aber auch in Gegenden, von denen aus die Moschee leicht erreichbar ist.

Die südafrikanische Verfassung schützt ausdrücklich das Recht auf Religionsfreiheit für alle Religionen. Für Muslime bedeutet dies die Freiheit, Moscheen zu bauen, den Gebetsruf auszurufen (sofern nicht-muslimische Anwohner nicht protestieren), für Frauen ihr Haar zu bedecken und das Gesichtsschleier zu tragen. Es erlaubt ebenso, das legale Schächten von Tieren zum Opferfest, das auf privaten Farmen und Grundstücken der Menschen stattfindet.
Diese religiösen Freiheiten sind für muslimische Männer und Frauen kein Hindernis in der Arbeitswelt. Viele muslimische Frauen, die ein Kopftuch tragen, können jedem Beruf nachgehen, im privaten oder staatlichen Sektor – das Parlament inbegriffen. Musliminnen erreichen herausragende Leistungen auf diversen Gebieten: in Gesundheit, Finanzwesen, im Geschäftsleben, der akademischen Welt und vielen anderen Bereichen. Obwohl es keine rechtliche Verfügung gibt, die Musliminnen mit einem Gesichtsschleier an einer Erwerbstätigkeit hindert, so fühlen sich die Südafrikaner im Allgemeinen noch nicht wohl im Umgang mit Frauen, die einen Gesichtsschleier tragen. Solche Frauen arbeiten folglich oft in muslimischen Institutionen oder sind selbstständig. Südafrikanische Universitäten haben entweder eine Moschee oder einen Gebetsraum; auch die Muslimische Studenten Vereinigung (Muslim Student Association) spielt eine bedeutende Rolle auf den meisten Campi. Muslimischen Schülern ist es weitgehend erlaubt, in Schulen zu beten. 


Studentinnen der Muslim Students Association (MSA)

Einer der größten Vorzüge der Religionsfreiheit in Südafrika ist die Verfügbarkeit von Halal-Nahrungsmitteln. Selbst unter dem Apartheid-Regime hatten Muslime ihre eigenen Metzgereien und Supermärkte. Das wirtschaftliche Potential einer „muslimischen Kaufkraft“ wurden von Mainstream-Supermärkten erkannt, die Halal-Zertifikate für ihre Produkte von Kontrollorganen für Halal-Lebensmittel wie die Südafrikanische Nationale Halal Gesellschaft und dem muslimischen Richtergremium (Muslim Judical Council) erhalten. Alle Produkte in nicht-muslimischen Supermärkten, die die SANHA- oder MJC-Zertifikate tragen, können bedenkenlos erworben werde.

Obwohl es politische wie auch viele andere Freiheiten in Südafrika gibt, sind zahlreiche Südafrikaner dennoch dem Islam gegenüber ignorant. So glauben viele Schwarze und Weiße, er sei eine „indische“ Religion. Die bringt zum Vorschein, dass eine Integration in größerem Rahmen noch zu erreichen ist.

Die jüngeren Generationen von Muslimen hingegen leben unter glücklicheren Umständen. Sie haben die Möglichkeit, sich mit allen Menschen auf allen Ebenen einzugliedern, und sind nicht Restriktionen unterworfen, die während der Apartheid bestanden. Sie besitzen Karriereoptionen, die zuvor nicht existierten, und sind imstande, selbstbewusst in den Arbeitsmarkt einzusteigen.

Mainstream Medien haben einige Nicht-Muslime so geprägt, dass diese glauben, der Islam sei eine ungerechte Religion und Muslime Terroristen.

Und obwohl einige diese Meinung in den Medien äußern, beeinflusst es nicht die alltäglichen Aktivitäten der Muslime in Südafrika. Jüngere Südafrikaner werden zunehmend aktiver in ihrer Bemühung, ein besseres Image des Islam sowohl am Arbeitsplatz als auch durch humanitäre Aktivitäten zu vermitteln. Muslime sind noch immer eine kleine Minderheit in Südafrika, betreiben jedoch mindestens fünf islamische Radiostationen und ein Satellitenprogramm, „Islam TV“ (iTV)
 
Während Religionsfreiheit in Südafrika garantiert ist, bestehen nach wie vor Herausforderungen, besonders in Sachen Rassenbeziehungen, obwohl die Beziehungen heute wesentlich besser sind, als sie einst waren. Die großen Städte wie Durban, Kapstadt und Johannesburg sind kosmopolitisch,
die Mischung aus verschiedenen Kulturen und Ethnien ist selbstverständlicher geworden.
Jedoch findet sich auch heute noch eine konservativere Art zu leben in kleineren Städten, deren Einwohner, obwohl sie sich höflich anderen Ethnien gegenüber verhalten, es vorziehen, innerhalb ihrer eigenen Ethnie zu verbleiben. Angelegenheiten, die Rassenbeziehungen betreffen, werden
heutzutage offener angesprochen und viele Menschen halten dies für eine gesünderen Einstellung als vorzutäuschen, alles sei perfekt. 2014 begeht Südafrika 20 Jahre Demokratie und die größte Herausforderung stellen immer noch wirtschaftliche Herausforderungen dar, da wir nach wie vor eine
der Gesellschaften mit der stärksten Ungleichheit in der Welt sind.

Naledi Pandor, Ministerin für Inneres in Südafrika

Naseema Mall kommt aus Durban, Südafrika. Sie ist Eigentümerin von Breeze Publishing und eine freiberufliche Schriftstellerin.

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